Bei einem Pubbesuch kriegt der Gentlemanganove, Archibald Arrow einen heißen Tipp über einen Postzug, der regelmäßig riesige Mengen Geld transportiert. Arrow überzeugt den Antiquitätenhändler und kühlen Strategen Michael „Major“ Donegan davon, ein großes Ding zu drehen.
Mit einem Team von Spezialisten planen die Gentlemenganoven den größten Postraub der Geschichte. Ihr Motto lautet: keine Gewalt. In der Nacht vom 08.08.1963 erbeutet die Bande 2.631.784 Pfund Sterling, etwa 29,5 Millionen Mark, ohne dass jemand ernsthaft zu Schaden kommt. Doch schon bald kommt es zu Spannungen unter den Bandenmitgliedern.
Ein nach wie vor spannender Fernsehklassiker
Obwohl der Film inzwischen rund 60 Jahre alt ist, bleibt er einer der spannenden Fernsehklassiker aus vergangenen Tagen. Alleine die Tatsache, dass hier der größte Postraub aller Zeiten dokumentiert wird, macht den Streifen besonders spektakulär. Bei seiner Veröffentlichung als Fernsehdreiteiler im Februar 1966 muss „Die Gentleman bitten zur Kasse“ ein wahrer „Straßenfeger“ gewesen sein.
Dreharbeiten in Deutschland
Die Tatsache, dass die allermeisten Aufnahmen für diesen Film in Deutschland erfolgten, wundert mich persönlich nicht sehr. Für die Produktionsfirma war das damals wahrscheinlich einfach am günstigsten so zu machen. Auch wusste das Fernsehpublikum anno 1966 sicherlich nicht so einfach zu unterscheiden, wo gedreht wurde. Für das Vereinigte Königreich hatte die Produktion 1965 außerdem keine Drehgenehmigung erhalten. Die Szenen, die also offensichtlich in London spielen, wurden damals meistens mit versteckter Kamera gefilmt.
Und so wurde der Überfall an der Strecke der Sollingbahn in der Kleinstadt Moringen in der Nähe von Göttingen gedreht. Für die Bridego-Brücke, an der der Überfall stattfand, fand sich genauso eine deutsche Kopie wie für den nahe gelegenen Bahnhof Cheddington. Eine Villa in Großhansdorf bei Hamburg diente dem NDR als Kulisse der Woodland-Farm.
Übrigens: Auch die Filme aus der Edgar Wallace Reihe wurden seinerzeit von der Rialto-Filmproduktion überwiegend in Hamburg und Umgebung gedreht. Bestes Beispiel dafür sind „Die toten Augen von London“, wo eine Wasserleiche am „Fleetschlösschen“ in der Hamburger Speicherstadt an Land gezogen wird und das, obwohl die Szene natürlich in London spielt… 😉
Eisenbahnfreunde dürften ihre Freude haben!
Der NDR mietete von der Bundesbahn einen ganzen Zug, dessen Behelfspackwagen oberflächlich im Design eines Royal-Mail-Fahrzeuges gestaltet wurden. Die im Film eingesetzte Diesellok mit der Nummer V 200 050 wurde mit dem Schriftzug „British Rail“ versehen. Im Film zu sehen ist das – inzwischen abgerissene – Bahnhofsgebäude von Moringen, die gezeigte Brücke dient noch heute als Überführung über den Feldweg nach Vorwerk Holtensen.
„Die Gentlemen bitten zur Kasse“ auf DVD
Bereits im Jahr 2014 wurde die Serie und der Film als DVD veröffentlicht. In einem Wikipedia-Artikel über den Film wird die Bildqualität ziemlich kritisiert.
Ich persönlich habe mich beim Anschauen daran nie gestört, weil es für mich einfach ein alter Film ist, dem ich manche „Macken“ verzeihen kann. Die Erklärung zur verminderten Qualität liest sich dennoch recht schlüssig…
Als Vorlage für die DVDs wurden die Magnetbänder der Fernsehausstrahlung verwendet, inklusive der darauf aufgezeichneten Filmfehler. So im dritten Teil mit genau demselben Tonfehler beim Gespräch zweier Polizisten nach der Entdeckung von Michael Donegan, der schon in der Fernsehausstrahlung zu hören war. Die Originalfilmrollen wurden in den 1980er Jahren vernichtet, da man damals irrtümlich der Ansicht war, dass die Videokopie auf 1-Zoll-MAZ ausreichend sei. Das 1-Zoll-MAZ-Material – auf dem sich die einzige Filmkopie befindet – ist allerdings durch Materialalterung fehlerhaft und wurde Anfang der 1990er Jahre auf Betacam SP umkopiert, was auf der DVD-Kopie eindeutig zu sehen ist. Bei der ersten Auflage der DVD wurde auf eine Restaurierung verzichtet, bei der aktuellen zweiten Auflage wurden Filmrisse, Schrammen und MAZ-Fehler retuschiert, was allerdings die unbefriedigende alte Filmabtastung nicht wesentlich verbessert.